Gemeindepraktikum in Berlin

,,…denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.“ Phil.2,12b+13

Jeder von uns hat einen Platz von Gott bekommen, an dem er Ihn ehren und Ihm dienen soll.

Gott bewirkt in uns nicht nur die Errettung, sondern er stattet uns auch mit Geistesgaben aus, mit denen wir Ihm und anderen Menschen in unterschiedlichen Bereichen dienen sollen.

So ist es auch bei uns.

Seit dem Beginn unserer Ehe haben wir uns gefragt, wo unser Platz ist und diese Frage ließ uns nicht los. Begleitet von Gottes Wirken in unserem Herzen, suchten wir den Platz, wo Gott uns gebrauchen möchte. Wir flogen in die Türkei mit dem Ziel, ob Gott uns da gebrauchen möchte. Ich war in Giessen an der FTH, um zu sehen, ob hier der Platz ist. Selbst Kasachstan brachte mich zum Nachdenken, ob da unser Platz ist. Aber überall stellten sich Hindernisse in den Weg und die Türen schlossen sich. Mit dem Beginn der Fernbibelschule beim EBTC (Europäisches Bibel Training Center), ließ Gott den Wunsch noch höher werden, erstmal zugerüstet zu werden, um gestärkt in einen Dienst zu gehen. In der Zeit des Studiums durften wir geistlich wachsen, und die Liebe zu seinem Wort und  zu der Gemeinde Christi wurde größer. Wir sind dankbar, dass wir das Grundlagenjahr als Ehepaar gemeinsam machen konnten, was uns sehr bereicherte.

Mit dem Beginn der Predigerausbildung ging es jedoch bergab. Dafür gab es verschiedene Gründe. In der Zeit kauften wir uns ein älteres Haus. Uns war zu dem Zeitpunkt nicht klar, wieviel Zeit und Arbeit in der Renovierung des Hauses auf uns zukam. Das Pensum für die Hausaufgaben der Predigerausbildung, 2 Stunden täglich, wurden nur sehr schwer erreicht und wenn sie erreicht wurden, so war mein Herz bei den Baustellen. Innerlich war ich zerrissen, wollte aber dennoch auf ,,zwei Hochzeiten“ gleichzeitig sein. Trotz der innerlichen Schwierigkeiten war die Zeit des Unterrichtes sehr gesegnet.  Dennoch musste ich nach einem Jahr abbrechen, weil der Spagat zu groß wurde.

Rückblickend darf ich sagen, dass durch das Haus, was wir nach 3 Jahren verkauft haben, ich sowohl eine theoretische Bibelschule, als auch eine praktische machen konnte. Diese Zeit war sehr herausfordernd, nicht nur für mich, auch für die ganze Familie. Gott benutzte schwierige Umstände, um zu zeigen, was im Herzen alles vor sich gehen kann und dass Er trotzdem unser Leben Seinem Ebenbild ähnlich machen will.

Gott ließ das Wollen in meinem Herzen nicht in Ruhe. Die Notwendigkeit der Zurüstung war in meinem Leben notwendig, sodass wir das Haus schnell verkaufen durften und in eine Wohnung zogen. Nach kurzer Zeit überraschte uns Gott mit einem dritten Kind. Eigentlich war es mein Ziel,  in der Elternzeit ein neues Haus zu bauen, weil die Wohnung mit drei Kindern definitiv auf Dauer zu klein wäre. Doch Gottes Ziele und Wege waren anders.

Ich begann wieder mit der Predigerausbildung,  und es bot sich die Möglichkeit, eine längere Elternzeit zu nehmen. Bereits bei der Elternzeit bei unserem ersten Kind hatte ich den großen Wunsch, in Berlin ein Gemeindepraktikum zu machen. Aber aus verschiedenen Gründen kam es nicht dazu. Jetzt bot sich erneut die Möglichkeit . Durch Gottes Wollen und Vollbringen stand nun unser Gehorsam und der Glaube diesen Schritt zu gehen, der nicht auf Gefühle basiert, sondern auf Gottes Wirken all die Jahre.

Eine Tür nach der anderen öffnete sich, worum wir Gott gebeten haben. Mein Arbeitsgeber genehmigte mir die längere Elternzeit, unsere Tochter kam gesund zur Welt, eine wunderschöne Wohnung bekamen wir und viele Ermutigungen und Gebet ließen uns diesen Schritt machen. Trotz vieler Sorgen, wie es mit den Kindern sein wird, hielten wir daran fest, dass Gott es vollbringen und alles notwendige schenken wird.

Sich an Gottes Wort zu stützen ist sehr heilsam, denn als wir mit dem LKW hier ankamen, war die erste Anfechtung sehr groß.

Vor unserem Haupteingang begrüßten uns  Jugendliche mit lauter Musik, Alkohol und Geschrei.  Zweifel kamen hoch. Gott, was ist das? Wohin bringe ich meine Familie?

Auch die Sorge, wie wir all die Möbel in den 7.Stock kriegen, ließen mich in eine Verzweiflung fallen. Am Abend lag ich ruhelos und innerlich ausgelaugt im Bett und betete. Gott schenkte mir durch dieses Gebet und Flehen an diesem Abend ein ruhiges Herz und die Zuversicht, dass sein Plan gut mit uns ist.

7 Männer begleiteten uns auf dem Weg nach Berlin (einige waren noch in Soest am Helfen) und halfen uns beim Umzug, sodass durch ihre Hingabe, ihre Freude beim Schleppen und Aufbauen uns sehr stärkte und ermutigte.

In zwei Tagen durften wir komplett die Wohnung einrichten und meine Frau+ Kinder in ein fertiges Nest einziehen.

Der Weg bis hier hin war lang und herausfordernd. Höhen und Tiefen begleiteten uns und werden mit Sicherheit auch weiterhin folgen. Doch Gott kommt zu seinem Ziel.

Aber was machen wir eigentlich hier? Warum Berlin?

Da das EBTC ihren Hauptstandort in Berlin hat und viele Lehrer, die auch Pastoren sind, in Berlin sind, bekommt man die Möglichkeit, einen anderen Gemeindekontext zu erleben.

Ziel des Praktikums ist es, viel im Eigenstudium zu erarbeiten und es schriftlich festzuhalten. Zu beobachten wie Leitungskreissitzungen abgehalten werden, Theologische Fragen ausgearbeitet und schriftlich festgehalten werden und da mitzuhelfen wo es notwendig ist.

Mein Wunsch durch das Praktikum ist, zu sehen, in welchen Bereich(en) Gott mich letztendlich gebrauchen will. Wo meine von Gott gegeben Gabe ist, mit der ich ihm hingebungsvoll dienen darf.   Gerade weil der Predigtdienst herausfordernd und große Verantwortung mit sich bringt, möchte ich mir sicher sein, dass Gott mich da gebrauchen will.

Ewelina ist mit unseren Kindern zu Hause. Da die Kindergärten hier überfüllt sind und die Qualität der Betreuung nicht gut ist, haben sich die meisten Frauen in der Gemeinde bewusst dafür entschieden, ihre Kinder zuhause zu betreuen, was im Alltag oft sehr herausfordernd ist. Jeden Mittwoch findet in der Gemeinde ein Mutter Kind Kreis statt, wo gemeinsam gespielt, gesungen, biblische Geschichten gehört und gebetet wird. Auch an anderen Tagen treffen sich die Mütter auf Spielpätzen, um sich im Alltag zu ermutigen und den Kindern Abwechslung und Spielkameraden zu bieten.

In der Gemeinde dürfen wir bei allen Veranstaltungen teilnehmen. Die Gemeinde hat jeden Sonntag einen russischen Gottesdienst und einen deutschen. Da hier viele Russischsprachige sind, beginnt der deutsche Gottesdienst erst ab 11 Uhr und der Russische vorher.

Es ist auch schön zu sehen, wie unterschiedliche Nationen zusammengeführt werden und eine Gemeinde bilden. Hierbei ist vor allem die Einigkeit in der Leitung wichtig, die die Herde zusammen hält.

Ein Monat ist schon vorbei. Weiterhin wollen wir Gott vertrauen, dass er Freude in der Erziehung und im Alltag schenkt. Ebenso bei den vielen neuen Eindrücken und Begegnungen mit anderen Menschen.

Wir sind für jedes ermutigende Wort und Gebet dankbar.

Im Herrn verbunden

Familie Unrau aus Berlin